Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    02.02.2006

    Nix los im TV?


    Drei Doppelseiten oder mehr widmet eine Fernsehzeitschrift dem täglichen TV-Programm. Und trotzdem, der Seufzer „Wieder nichts im Fernsehen“ schließt sich der Lektüre oft genug an. Auch wenn das, was läuft, offenbar die erforderlichen Quoten erfüllt — sonst würde es nicht gesendet — viele finden nur selten für sie interessante Sendungen.

    Das zeigt einmal mehr, warum wir den mit Gebühren finanzierten und damit möglichst unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk brauchen. Wichtig und im Rundfunkstaatsvertrag festgehalten ist, die öffentlich-rechtlichen Sender an allen neuen technischen Möglichkeiten teilhaben zu lassen. Das heißt, dass alle Entwicklungen in der Digitalisierung der Übertragungen nicht an ARD und Co. und damit an den Zuschauern vorbeigehen dürfen.

    Gerade junge Menschen schalten immer weniger den Fernseher ein und bekommen stattdessen ihre Informationen aus Internet oder Handy. Doch es gibt noch mehr zu tun: Die Beispiele Montgomery (Hamburger Morgenpost, Berliner Zeitung…) und Springer (Sat1, ProSieben, Vox) zeigen deutlich den Trend zur Konzentration. Das gefährdet die Vielfalt nicht nur im Fernsehen, sondern im gesamten Medienmarkt.

    Im Printbereich ist die Meinungsmacht der Axel Springer AG schon sehr hoch — auf dem Markt der Boulevardblätter beträgt sie fast 80 Prozent. Könnte Springer nun ohne irgendwelche Auflagen den Senderverbund Sat.1/ ProSieben übernehmen, wäre es wirtschaftlich und medienpolitisch gesehen für ihn nur sinnvoll, cross-medial zu agieren. Beim Fernsehen bekäme der Verlag mit einem Schlag einen Zuschaueranteil von 22 Prozent dazu. Warum sollte Springer so eine Macht dann nicht nutzen? Shows im Fernsehen könnten in der Bild-Zeitung redaktionell getarnt und Printmedien könnten in den Fernsehsendungen sogar recht offen beworben werden. Es gäbe kaum noch ein Entkommen vor Dschungel-Shows und Superstars. Erste Beispiele dafür sind schon jetzt unverkennbar und genauso die Gefahr, dass die Schere im Kopf sich auch bei politischer Berichterstattung niederschlägt.

    Es ist darum richtig, dass die KEK, die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, und auch das Kartellamt die geplante Übernahme zunächst gestoppt haben. Wir müssen die möglichst vielfältige Medienlandschaft verteidigen, schließlich sind die Medien unsere wichtigste Informationsquelle.