Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

Archiv

Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

Archives

On this website you find information about my work as member of parliament (1998 - Oct. 2009)

Curriculum Vitae english Curriculum Vitae français Curriculum Vitae spanish Curriculum Vitae russian Curriculum Vitae chinese

    27.04.2006

    Beklemmende Bilder aus der Tschernobyl-Region


    SPD-Unterbezirk Landkreis Harburg und Monika Griefahn luden hochkarätige Referenten zur Diskussion um das Reaktor-Unglück ein

    Die Bilder, die Prof. Dr. Peter Kleine von der Stiftung „Kinder von Tschernobyl“ bei der Podiumsdiskussion „20 Jahre Tschernobyl“ aus der Ukraine und Belarus zeigte, sprachen für sich. Geisterstädte, verlassene, kontaminierte Lkw, kranke Kinder. Und sie unterstrichen visuell, was die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Astrid Klug sagte: Dass Tschernobyl noch lange nicht vorbei sei und der Atomausstieg in Deutschland darum beschlossene Sache sei und bleiben werde. Mehr als 30 teils sehr gut mit dem Thema vertraute Zuhörer waren in den Winsener Marstall gekommen, wohin der SPD-Unterbezirk Landkreis Harburg und die Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn (SPD) eingeladen hatten.

    Für Griefahn, die die Diskussion leitete, steht der Ausstieg aus dem Ausstieg ebenso wenig zur Debatte wie für Klug: „Atomenergie ist nicht fehlerfreundlich. Fehler, die dort einmal geschehen sind, kann man nicht mehr beheben“, bekräftigte sie. Dass gerade die Ukraine jetzt 22 neue Atomkraftwerke bauen wolle, erschrecke sie.

    Astrid Klug erinnerte an die Auswirkungen der Katastrophe vom 26. April 1986 und betonte, wie sehr die Reaktor-Explosion ganze Landstriche insbesondere in Weißrussland präge, über die die radioaktive Wolke seinerzeit durch ein Drehen des Windes gleich zweimal gezogen ist. Durch Angst, Todesfälle und Erkrankungen, aber auch durch Umsiedelung seien Familien auseinander gerissen oder entwurzelt worden. Für Tausende gebe es keine wirtschaftliche Grundlage und keine Heimat mehr. „Dahinter stecken Schicksale, die uns hier gar nicht bewusst sind“, meinte Klug.

    Doch Tschernobyl sei das Symbol nicht nur für das Leid, sondern auch für die Energiewende in Deutschland. Es war die Geburtsstunde für das Umweltministerium, für Bürgerinitiativen und für eine intensive gesellschaftliche Debatte. Daraus entwickelt habe sich der Ausstieg aus der Kernenergie, beschlossen von der rot-grünen Bundesregierung, und der Einstieg in die erneuerbaren Energien. Damit sei eine Grundlage dafür gelegt worden, die eigenen Energieprobleme und die der Welt zu lösen. Außerdem habe sich die deutsche Technologie zum Exportschlager entwickelt, so dass hier drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen worden seien. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sei inzwischen von 46 Ländern kopiert worden und damit selbst ein Exportschlager.

    Der Mediziner Peter Kleine betrachtete den Themenkomplex aus ärztlicher Sicht. Belegbar sei das Auftreten von Schilddrüsenkrebs, der an sich relativ selten sei, und eine Vervielfachung der Erkrankungen nach dem Unfall. Ebenso gebe es eine höhere Säuglingssterblichkeit, eine Zunahme von Diabetes-1-Erkrankungen und eine Schwächung des Immunsystems, die Krankheiten wieder ausbrechen lässt, die längst vergessen schienen – Diphtherie zum Beispiel. Die Landesstiftung „Kinder von Tschernobyl“ reagiere darauf mit Hilfe zur Selbsthilfe. Bereitgestellt würden beispielsweise Ultraschallgeräte zur Früherkennung inklusive der Schulungen für die Ärzte vor Ort.

    In der anschließenden Diskussion ließ die Frage nach den erhöhten Leukämie-Erkrankungen in der Elbmarsch die Zuhörer nicht los. Astrid Klug, Monika Griefahn und Peter Kleine erklärten jedoch, dass die derzeitig vorliegenden wissenschaftlichen Gutachten bei genauer Prüfung einen Zusammenhang zwischen dem Kraftwerk Krümmel und den Erkrankungen nicht feststellbar sei. Kleine erklärte: Die radioaktiven Mengen um die es gehen könnte, seien viel geringer als das in Tschernobyl der Fall gewesen sei, darum sei eine Verbindung viel schwieriger festzustellen. Auch wenn das unbefriedigend für die Elbmarsch-Bewohner und die Betroffenen sei, es gebe da noch keine Antwort.